Bürger mehrheitlich für Untertunnelung der Kaiserstraße -
Auswertung der Bürgerumfrage 2001 liegt vor



Zur Erfassung wichtiger Einstellungen, Meinungen und Bewertungen auf Seiten der Bürgerinnen und Bürger führt die Stadt Karlsruhe in regelmäßigen Abständen repräsentative Bürgerbefragungen durch. Repräsentativ bedeutet dabei, dass die Umfrageergebnisse sowohl die Meinungen der Karlsruher Bürgerinnen und Bürger insgesamt als auch in ihrer Gliederung nach wichtigen Altersgruppen, nach dem Geschlecht oder dem Wohnort im Stadtgebiet wiedergeben. Für die vor Kurzem abgeschlossene Bürgerbefragung 2001 wurden über 2400 Interviews mit nach einem Stichprobenverfahren ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern durchgeführt. Damit ist gewährleistet, dass die gesamtstädtischen Ergebnisse so zu werten sind, als ob alle Karlsruherinnen und Karlsruher um ihre Meinung befragt worden wären. Heute können wir Ihnen die wichtigsten Resultate der Grundauswertung vorlegen.

1. Versorgungslage in den Stadtteilen weiter eingetrübt

Unter den herausragenden kommunalen und kommunalpolitischen Themen der Bürgerumfrage 2001 fällt zunächst die weitere Eintrübung der Versorgungslage in den Stadtteilen mit Einzelhandelsgeschäften für die tägliche Versorgung auf. Haben 1999 noch 24 % das Urteil "schlecht" oder "sehr schlecht" abgegeben, so sind es mittlerweile 27 % (ABBILDUNG 1). Da auf der einen Seite die Bürgerinnen und Bürger zu 79 % mindestens einmal pro Woche gerne ein kleines Geschäft oder einen Laden in ihrem Stadtteil aufsuchen, diese Geschäfte aus betriebswirtschaftlichen und anderen Gründen aber immer häufiger geschlossen werden, wird sich die Problematik wahrscheinlich weiter verschärfen. Gemeinderat, Bürgermeisteramt und Verwaltung sind allerdings nicht untätig und kümmern sich nachhaltig um marktgerechte Lösungen im Sinne der Bürgerinnen und Bürger für dieses in fast allen Städten und Gemeinden der Bundesrepublik erkennbare Problem. Da zur Zeit nicht mehr von einer Rückkehr der "Tante-Emma-Läden" und der kleineren Supermärkte in die Stadtteile ausgegangen werden kann, geben Veränderungen in den Einkaufsgewohnheiten einen wichtigen Fingerzeig auf denkbare Lösungsansätze.

So fällt auf, dass bereits 11 % der Bürgerinnen und Bürger sich Lebensmittel nach Hause liefern lassen, in erster Linie Tiefkühlkost (32 %), Fertiggerichte und Getränke (29 %) sowie Gemüse und Obst (26 %). Auf die Frage, ob sie sich auch vorstellen könnten, in Zukunft andere Lebensmittel von zu Hause aus zu bestellen und sich anliefern zu lassen, antwortete bereits mehr als ein Drittel (37 %) mit "Ja". Insgesamt 35 % der Karlsruher Mitbürgerinnen und Mitbürger - vor allem aus der jüngeren Generation - haben im vergangenen Jahr mindestens 3 Mal Waren über das Internet bestellt. Es handelt sich dabei vor allem um Bücher und CDs. Da inzwischen bereits 50 % der Karlsruher über einen Internetanschluss verfügen (1999: 35 %) dürfte diese Art des Einkaufs allmählich weiter zunehmen.        





2. Änderungen bei Verkehrsmittelwahl und verkehrspolitischen Präferenzen

Trotz des weiteren Ausbaus des öffentlichen Personennahverkehrs in der Stadt hat die Nutzung von Stadtbahn/Straßenbahn und Bus zum Einkaufen in die Innenstadt doch erkennbar nachgelassen. Lag der Anteil dieser Verkehrsmittel 1996 noch bei 57 %, so sind es jetzt nur noch 47 %. Seit 1996 leicht angestiegen ist der Anteil der Radfahrer (bei jetzt 17 %), insbesondere jedoch derjenige der PKW-Nutzer von 19 % auf 27 %. Der Fußgängeranteil blieb konstant bei 8 %.

Auch der Anteil des ÖPNV als Verkehrsmittel zu Besorgungen  außerhalb der Innenstadt hat sich geringfügig von 20 % in 1996 auf 18 % Ende 2001 verringert. Der PKW-Anteil hat sich dagegen um 65 % auf 68 % erhöht. Die Benutzer des Fahrrads im innerstädtischen Verkehr außerhalb der Innenstadt weisen einen Rückgang von 10 % auf 6 % auf.

Der Grund für eine verringerte Nutzung der Stadtbahn und der Straßenbahn dürfte mit Sicherheit nicht am Komfort dieser Verkehrsmittel liegen. Die Einstufung des Komforts von Stadtbahn und Straßenbahn hat sich nämlich von 1996 bis Ende 2001 weiter verbessert: Der Anteil der "sehr gut"- und "gut"-Antworten ist von 84 % auf 86 % angestiegen. Auch die Bewertung des Komforts der Haltestellen hat sich weiter verbessert: Der Anteil der "sehr gut"- und "gut"-Einstufungen stieg zwischen 1996 und 2001 von 63 % auf 66 % an.

Spürbar rückläufig ist dagegen der Stellenwert, mit dem der weitere Ausbau des ÖPNV in der Stadt aus der Sicht der Bürgerinnen und Bürger vorangetrieben werden soll: Waren im Jahr 1996 noch 80 % der Karlsruher der Ansicht, der öffentliche Nahverkehr sollte "unbedingt ausgebaut" werden bzw. "dies bringe Verbesserungen", so sind jetzt zusammengenommen noch 62 % dieser Meinung (ABBILDUNG 2). Der Anteil der Bürgerinnen und Bürger, die meinen dies "führe nicht weiter" oder dies "sollte keinesfalls gemacht werden" stieg von 20 % auf 33 %.

Auch mit Blick auf den Ausbau der Stadtbahn in der Region gibt es rückläufige Präferenzen. Fanden 1996 noch 88 % der Karlsruher, " dass dies unbedingt gemacht werden sollte oder dass "dies Verbesserungen bringt", so wird diese Einstellung inzwischen nur noch von 67 % geteilt.

Ein generelles Zurückdrängen des Autoverkehrs findet umgekehrt inzwischen deutlich weniger Anhänger als vor 6 Jahren: der Anteil der Antworten "sollte unbedingt gemacht werden" und "bringt Verbesserungen" sank von 61 % auf 48 %. Parallel dazu verstärkte sich der Wunsch nach mehr Parkplätzen in der Innenstadt leicht - von 44 % (1996) auf 46 % (Ende 2001).

Auf Ablehnung bei den Bürgerinnen und Bürgern stößt die erstmals vorgelegte Aussage, "die Parkgebühren in der Innenstadt müssten erhöht werden". Lediglich rund 11 % meinen, dass dies zur Verkehrssteuerung angestrebt werden sollte, wogegen 82 % davon überzeugt sind, dass dies nicht weiterführe bzw. keinesfalls gemacht werden sollte.

Leicht rückläufig ist die Sympathie der Bürgerinnen und Bürger für den Ausbau des Radwegenetzes. Meinten in 1996 zusammen 83 % der Bürger dies "sollte unbedingt gemacht" werden bzw. dies "bringt Verbesserungen", so erreichte diese Quote jetzt noch 76 %.

Ein weiterer Straßenausbau in Karlsruhe und eine Begünstigung des Autoverkehrs finden allerdings auch keine Mehrheit. Zusammen 66 % der Karlsruher sind der Meinung, dies führe nicht weiter bzw. sollte keinesfalls gemacht werden. 1996 lag dieser ablehnende Anteil bei noch bei 80 %.

3. Zufriedenheit mit Innenstadt rückläufig


Eine attraktive Innenstadt ist mehr denn je eine wichtige Größe für die Ausstrahlungskraft Karlsruhes und die von der Stadt zu bindende Kaufkraft. Hier fällt zunächst auf, dass die Häufigkeit, mit der die Karlsruherinnen und Karlsruher selbst mindestens einmal pro Woche ihre Innenstadt aufsuchen seit  1999 von 70 % auf 67 % zurückgegangen ist.

Fragt man nach, ob die Karlsruher Innenstadt den Vorstellungen der Bürgerinnen und Bürger entspricht, oder ob es Dinge gibt, die fehlen oder verbessert werden müssten, so wird längerfristig ein klarer Trend deutlich: Für 43 % der Karlsruherinnen und Karlsruher entspricht die Innenstadt den Vorstellungen, für 55 % nicht oder nicht mehr. 10 Jahre zuvor waren nämlich noch 51 % mit der Innenstadt zufrieden und lediglich 42 % nicht! Daran ändert auch die leichte Aufwärtsbewegung seit 1999 nur wenig (1999: "entspricht den Vorstellungen": 32 %).

Wie schon in früheren Jahren wurde im Rahmen der Bürgerumfrage die Bewertung einzelner Innenstadtangebote in Form von Schulnoten erfragt. Danach erhält das Warenangebot gegenüber 1999 unverändert einen "sehr gut" oder "gut"-Anteil von 64 %. Auch bei der Beratung durch das Verkaufspersonal hat sich in den letzten Jahren keine Änderung ergeben. Nach wie vor finden lediglich 32 % der Bürgerinnen und Bürger, dass diese "sehr gut" oder "gut" ist. Die Gestaltung der Geschäfte ist bei diesen Benotungen von 46 % im Jahr 1999 auf 54 % angestiegen. Die Ausstattung mit Cafés und Restaurants hat dagegen von 63 % auf 59 % an Wertschätzung gegenüber 1999 verloren. Einen spürbaren Rückgang in der Einschätzung durch die Bürgerinnen und Bürger erfuhr auch der Gesamteindruck der Karlsruher Innenstadt als Einkaufs- und Dienstleistungszentrum: gaben im Jahr 1996 dazu noch 61 % eine "sehr gut"- oder "gut"-Benotung ab, so waren es 2001 nur noch 52 %.

Die Ausgestaltung der Fußgängerzone erhält dagegen nach wie vor nur von einem Drittel der Karlsruherinnen und Karlsruher gute bis sehr gute Noten - mit leicht sinkender Tendenz.

Ein überraschend klares Votum der Bürgerinnen und Bürger ergaben die Antworten auf die erstmals aufgenommene Frage danach, ob die Straßenbahnen in der Kaiserstraße unter die Erde verlegt werden sollen. Insgesamt 57 % der Karlsruher Bürgerinnen und Bürger meinen entweder, dass dies "unbedingt gemacht werden" sollte oder sind der Ansicht, dass dies "Verbesserungen bringt". Dass dies nicht weiter führt meinen 15 % und dass dies keinesfalls gemacht werden sollte 22 %, d.h. 37 % sprechen sich dagegen aus. Diese Proportionen können als relativ festgefügt eingestuft werden. Im Zusammenhang mit den Themen zur Attraktivität der Innenstadt wurde nämlich außerdem konkret die Frage gestellt: "Sind Sie dafür, alle Straßenbahnen in der Kaiserstraße unter die Erde zu verlegen und eine reine Fußgängerzone einzurichten?" Mit "Ja" antworteten hier 55,4 %, mit "Nein" 36,8 %. Unentschieden sind noch 7,8 % (ABBILDUNG 3).

Bei der offen gestellten Frage danach, was in der Fußgängerzone besonders stört, mit der Möglichkeit zu Mehrfachantworten erreicht der Antwortenkomplex "Störende Straßenbahnen, keine richtige Fußgängerzone, störender, gefährlicher Verkehr, Enge und Hektik" 70 % der Antworten unzufriedener Befragter - mit steigender Tendenz gegenüber der Befragung 1999.


Unverändert günstig sind nach wie vor die Erreichbarkeit der Innenstadt mit Bahnen und Bussen eingestuft. Insgesamt 93 % der Karlsruherinnen und Karlsruher gaben hier die Noten "gut" oder "sehr gut", was gegenüber 1996 nochmals eine Steigerung um 2 % bedeutet. Mit einer Steigerung von 32 % auf 42% der "sehr gut"- und "gut"-Antworten hat sich nach Meinung der Bürgerinnen und Bürger auch die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem PKW deutlich verbessert.

Noch stärker zugelegt zwischen 1996 und 2001 hat in den Augen der Bevölkerung die öffentliche Sicherheit auf den Straßen und Plätzen der Innenstadt. Nach 40 % im Jahr 1996 erhält dieser Bereich nunmehr 52 % an "sehr gut"- und "gut"-Antworten.


Im Hinblick auf die Einstufung des Marktplatzes als zentraler Ort zur Durchführung von Veranstaltungen und Festen meinen 61 % der Bürgerinnen und Bürger, dass die Zahl entsprechender Angebote gerade richtig sei. Zu viele Angebote sehen dort 14 % der Bevölkerung, eher noch zu wenig dagegen 16 %. Unter den alternativen Platzangeboten erreicht der Schlossplatz 36 % vor dem Berliner-/Kronenplatz (19 %) und den Ludwigsplatz (10 %) die beste Wertschätzung.

Die Bürgerbefragung 2001 erfährt in den nächsten Monaten noch ihre Feinauswertung, d.h. die Ergebnisse werden umfassend nach Alter, Geschlecht, Ausbildung, Wohnung im Stadtgebiet und anderen Merkmalen aufgegliedert. Wie schon bei früheren Bürgerbefragungen werden alle Resultate in einem Berichtsband zusammengefasst und allen Interessenten zur Verfügung gestellt.                         


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MSWordView written by Caolan McNamara