Die Beschränkung auf einige Linien schränkt die Baukosten ein und mildert einige Probleme für Kunden durch die Überwindung von Höhenunterschieden. Die Beschränkung der Betriebszeiten schränkt Kriminalitätsprobleme in der Nacht ein, reduziert aber die Rentabilität.
Aktuell werden Maßnahmen zur Kostenreduzierung andiskutiert. Neben dem Abspecken der unterirdischen Haltestellen steht die Haltestelle Mühlburger Tor zur Disposition. Zusammen mit dem Wegfall der zentralen Haltestelle Herrenstraße für Stadtbahnbenutzer tendiert diese Lösung dazu, die Erschließung der Innenstadt durch größere Entfernungen oder verstärktes Umsteigen zu reduzieren.
Auch nördlich verhinderten noch vor einigen Jahren ähnliche unlösbare Konflikte Lösungsansätze. Die einzige durchgehende Straße, der Zirkel, ist durch den Kfz-Verkehr vollkommen in Beschlag genommen.
In Gespräch ist auch der Rückbau des Zirkels und der Verlagerung des dortigen Verkehrs in die Schloßplatzunterführung. Die bisherigen Bauarbeiten, die den Verkehr unter dem Schloßplatz auf eine Spur reduzieren, führte noch nicht zu größeren Problemen, so daß diese Verlagerung machbar ist. Diese Verkehrstrasse nördlich der Fußgängerzone würde durch eine solche Maßnahme zweispurig. Die östliche Kaiserstr. ist durch parkende Fahrzeuge bereits heute praktisch die meiste Zeit zweispurig. Logische Konsequenz wäre es, wenn auch die Waldhornstraße auf zwei Spuren reduziert würde, da zwischen Zirkel und Berliner Platz nur unbedeutende Verkehrsströme abzweigen.
Auch im Straßenbahnverkehr tut sich was nördlich der Kaiserstraße. Im Gespräch ist eine Erschließung der ehemals US-amerikanischen Siedlung an der Erzbergerstr., die zukünftige Nordstadt. Diese Straße hat bereits bahntechnische Geschichte in Form der alten Eisenbahnlinie vom alten Hauptbahnhof nach Neureut. Eine Anbindung auf dieser alten Trasse erscheint jedoch nur mit unvertretbaren Aufwand möglich, da sie genau im Bereich der heutigen Haltestelle Mühlburger Tor dieses sowieso überlasteten wichtigen Knotenpunktes auf die heutige Straßenbahn trift. Eine Führung über die Reinhold-Frank-Str. ist aus dem gleichen Grunde kritisch. Eine Variante über Stabelstr. und Grashoffstr. wäre denkbar, ist aber durch die kurvenreichere Linienführung auch nicht unproblematisch.
Eine Führung dieser Linie in die City in weitem Bogen über Moltkestr. und Zirkel, falls dieser vom Kfz-Verkehr entlastet wird, war daher zumindestens Anfang letzten Jahres innerhalb der VBK als mögliche Lösung im Gespräch. Der aktuelle Status dieser Möglichkeit, auch im Vergleich mit anderen Möglichkeiten, ist mir nicht bekannt. Diese Trasse würde auch Kundenkreise im Bereich der dortigen Hochschulen und Behörden besser erschließen. Denkbar wäre in diesem Zusammenhang auch eine Anbindung der heutigen Linie 5 an diese Trasse, die zwischen Blücher- und Reinhold-Frank-Straße schon mal auf der Moltkestr. fuhr. Dies würde u.a. die Oberfinanzdirektion erschließen, das Umsteigen von der Erzbergerstr. in Richtung Westen ermöglichen und die Kaiserallee um eine Linie entlasten.
Die gravierendste Einschränkung ist der Mindestradius einer Kurve. Dieser liegt für Stadtbahnen bei knapp 25 Meter. Somit scheiden viele Trassen für eine Planung von vorneherein aus. Kurven mit diesem Mindestradius sind aber nicht ohne Probleme: niedrige Geschwindigkeit, Lärm, Verschleiß.
Eine weitere Einschränkung kann der durch die Oberleitung im Vergleich zur Straße erhöhte Platzbedarf nach oben sein.
Weiterhin ist die Länge eines Doppelzuges von knapp 75 Meter bei der Planung von Haltestellen zu berücksichtigen.
Aus dem Zirkel kommend ist das Problem des Mindestradiusses zu beachten. Aus diesem folgert, daß in der Waldhornstr. eine Trassenführung in Straßenmitte nicht realisierbar ist. Möglich wäre dagegen eine Trasse am Ostrand der Straße. Diese würde in den Kronenbereich der dortigen Bäume eingreifen (Abb. 1 rechts).
Eine Alternative wäre es, die Trasse zu teilen und die Baumreihe in die Mitte zu nehmen. Ein Gleis würde dabei zwischen Baumreihe und Mathematikgebäude der Uni Karlsruhe verlaufen und erst in Höhe der Schule wieder zum anderen Gleis stoßen. Die Abstände zur Baumreihe wären so etwas größer. Welche Variante unter Abwägung aller Vor- und Nachteile günstiger ist, muß im Detail untersucht werden (Abb. 1 links).
Fast die ganze Waldhornstr. ist breit genug, um eine eigenständige Straßenbahntrasse und eine zweispurige Straße aufzunehmen. Lediglich an einer Stelle wird es eng: Ein großer alter Baum in Höhe Haus Nr. 20 steht einer hier vorrückenden Häuserfront gegenüber. Der Platz könnte reichen. Falls nicht, wäre es wohl am einfachsten, die beiden Gleise für eine kurze Strecke näher als den Mindestabstand zusammenzuführen (Abb. 1 rechts) und den Straßenbahnverkehr ampeltechnisch zu koordinieren.
Da auch Linien aus der östlichen Kaiserstr. in die Waldhornstraße abbiegen sollen, muß auf dem Berliner Platz eine Haltestelle eingerichtet werden. Dieser hat, nach Abzug des Platzbedarfes eines Gleiskreuzes, nicht die ausreichende Länge für einen Doppelzug und die Kaiserstr. im Anschluß nicht die ausreichende Breite für eine Haltestelle. Lösen läßt sich dieses Problem dadurch, daß die Trasse nicht in Straßenmitte verläuft, sondern am Nordrand. Dadurch läßt sich der Fußweg auch als Verlängerung der Haltestelle für Doppelzüge nutzen. Die Verschwenkung der Trasse kann erst vor dem Uni-Hauptgebäude im Anschluß an die Haltestelle oder bereits am Durlacher Tor stattfinden.
Im Bedarfsfalle ließe sich die Haltestelle sogar leistungsfähig viergleisig einrichten: Zwei Gleise mit Haltestelle für abbiegende Bahnen und zwei Überholgleise für Bahnen, die in Richtung der heutigen Haltestellen weiterfahren (Abb. 1 rechts).
Denkbar wären zwei Varianten: Eine berücksichtigt mehr den Radverkehr. Bei einer Trasse genau in Straßenmitte bliebe auf beiden Seiten genug Platz für Fußgänger und Radfahrer in beide Richtungen. Andererseits liegen am Zirkel verschiedene Parkhäuser und Querstraßen. Zur Vermeidung von Behinderungen wäre es denkbar, die jeweils stauträchtigere Richtung des Verkehres z.B. die Parkhauszufahrten, auf eine eigene Spur zu legen und die zügiger mögliche Abfahrt auf der Straßenbahntrasse zu belassen. Dies wäre jedoch ungünstiger für Radfahrer, die dann in einer Richtung im Schienenbereich fahren müßten.
Abb. 2: Zirkel in Höhe Hertie-Parkhaus, ca. 1:1500
Im Ostteil sind die Verkehrsströme geringer, da nur ein kleines Parkhaus und der Verkehr aus der Adlerstraße zu berücksichtigen ist. Hier sollte der Zirkel zwischen Kronen- und Waldhornstr. geschlossen und eine Haltestelle eingerichtet werden. Der Verkehr aus Kreuz-, Adler- und Kronenstr. könnte über die nördliche Kronenstr. in Richtung Schloßplatzunterführung geführt werden.
Im Mittelteil zwischen Lamm- und Kreuzstr., wo von der Stadt eine Verkehrsberuhigung geplant ist, ist ein Bereich ohne Kfz-Verkehr mit Haltestelle vorzusehen, da dieser Bereich in direkter Nähe zum Marktplatz und den dortigen Haltestellen liegt (60 m).
Im Westteil liegt dagegen das stark frequentierte und stauträchtige Hertie-Parkhaus, allerdings bietet hier u.a. die Baulücke gegenüber noch Planungsreserven um diese Situation mit einer zusätzlichen Spur in Griff zu bekommen. Für den abfließenden Verkehr ist die nördliche Herrenstraße geeignet. Der Verkehr in Richtung Parkhaus soll auf dem Zirkel auf separater Spur bleiben, um einen möglichen Rückstau aus der Unterführung herauszuhalten (Abb. 2).
Bei einer Reduzierung auf zwei Fahrspuren reicht in der Hans-Thoma-Straße auch die Südfahrbahn für den Kfz-Verkehr aus. Die Nordfahrbahn, die exakt in Verlängerung des Zirkels liegt, ist dann für die Tram Richtung Moltkestr. und Akademiestr. incl. Haltestelle reserviert. Auf diese Art und Weise erhält man auch genügend Platz, um in eine der Nebenstraßen abzubiegen.
Offen ist die Frage des Lückenschlusses für eine Nordumgehung. Die kürzeste Variante über die Waldstraße und dann ein Stückchen über die Kaiserstraße scheitert an dem fehlenden Platz für die Kurve Ecke Zirkel-Waldstraße. Dies ist ohne Abriß der BBB nicht zu realisieren. Es bieten sich daher an: Stephanienstr. oder Akademiestr.
Die Stephanienstraße besteht aus einer schützenswerten Allee. Bedingt durch die Oberleitung wäre der Eingriff einer zweigleisigen Trasse zu groß. Eine eingleisige Trasse wäre wohl mit kleineren Eingriffen möglich, allerdings stellt sich dann die Frage, wo und wie man den Kfz-Verkehr unterbringt. Außerdem hätte eine eingleisige Trasse starke betriebstechnische Nachteile, da ja nicht nur eine einzige Linie wie in der Schillerstraße verkehren soll.
Bleibt also die Akademiestr. Diese hat zur Zeit im größten Teil eine Fahr- und zwei Parkspuren. Sie hat mit 11-12m eine ähnliche Breite wie der Zirkel und hat also unter Verzicht auf die Parkplätze ausreichend Platz für eine Trasse. In dieser Straße befinden sich viele Wohnungen, so daß der Wegfall von Parkplätzen nicht unproblematisch ist. Ersatzplätze in irgendeiner Form für Anwohner werden erforderlich sein, z.B. durch subventionierte Parkplätze in bestehenden Parkhäusern. Für den hier notwendigen Lieferverkehr und dessen Ladezonen müßte die Trasse eher am Rande liegen, damit Lieferfahrzeuge ausreichend Stellflächen finden. Außer diesem Verkehr und der Tram wäre die Straße aber weitgehend verkehrsberuhigt, so daß sich Nachteile durch Tram und Parkplätze und Vorteile durch Beruhigung mindestens die Waage halten dürften wenn nicht sogar die Vorteile überwiegen. Daher ist eine solche Variante akzeptabel. Der Kfz-Verkehr würde in Richtung Osten wie heute über den Passagehof führen. Für den Verkehr in Richtung Westen besteht ja bereits die Stephanienstr. Als weitere Zufahrt zum Parkhaus im Passagehof wäre die Öffnung der Waldstr. in beide Richtungen denkbar.
Denkbar, aber nicht so optimal, wäre auch eine Aufteilung der Trasse auf die Stephanienstraße und die Akademiestraße. Hierbei könnten Parkplätze und Verkehr in der Akademiestr. teilweise erhalten bleiben. Das Problem, Kfz und Tram in der Stephanienstr. unter einen Hut zu bringen, bliebe aber.
Aus der Akademiestr. kommend wird die Trasse wegen der notwendigen Radien leicht S-förmig an das Kaufhaus Breuninger auf die Westseite der Karlstr. führen um dann wieder einige Meter zurückzuschwenken (Abb. 2 rechts). Da die Karlstr. bereits in weiten Teilen einspurig ist, Könnte diese auch im Nordteil reduziert werden. Wenn zudem der Taxenstand auf die eine wegfallende Fahrspur südlich der Kaiserstr. verlegt wird, erhält man nördlich den notwendigen Platz für die Kurven der Straßenbahntrasse und für die Bushaltestelle. Um die Kapazität des Europaplatzes zu erhöhen, wäre vom Platz her eine viergleisige Haltestelle machbar, aber wohl vom Stadtbild her nicht wünschenswert (Abb. 2 links).
Die Kriegsstraßenlösung kann ohne nennenswerten Aufwand sofort getestet werden, da ja parallel zu dieser bereits die Trasse Baumeisterstr.--Mathystr. vorhanden ist. Für einen endgültigen Betrieb ist jedoch der Bau einer 1200 m langen Trasse direkt auf der Kriegsstr. notwendig, da nur dies kurze Fahrzeiten und ausreichende Kapazitäten gewährleistet. Sowohl beim Bau als auch beim späteren Betrieb wäre aber eine wichtige Trasse für den Kfz-Verkehr in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Dies könnte nur mit hohem Aufwand vermieden werden (Hochbahntrasse o.ä.)
Die Zirkellösung ist insgesamt rund 1400 m lang, wobei 1000 m auf eine evtl. Trasse für eine Linie in die Nordstadt entfallen. Im Vergleich zu den anderen beiden Lösungen sind keine aufwendigen Bauten (Unterführungen etc.) notwendig oder betroffen. Die Trasse verläuft eben und teilweise auf Nebenstraßen oder in zukünftig verkehrsberuhigten Straßen, so daß Auswirkungen während Bau und Betrieb am geringsten sind. Auch die Baukosten werden somit im Vergleich am geringsten sein, zumal auf dieser Trasse andere Umbauten geplant sind (Beruhigung Zirkel), die dann in einem Zug kostengünstig zu realisieren sind.
Dieser Punkt spricht somit eindeutig für die Zirkellösung.
Die Kriegsstraßenvariante scheint zunächst durch eine neue Trasse neue Gebiete zu erschließen. Genauer betrachtet ist die Erschließung sowohl für den Bereich Kriegsstraße als auch für den Bereich Kaiserstr. eher als ungünstig zu betrachten, wie ja bereits oben ausgeführt wurde.
Auf der Zirkeltrasse bietet sich auf jeden Fall der Bereich Schloßplatz für eine Haltestelle an, da hier die Entfernung zum Marktplatz sehr gering ist. Die Bedienung des Bereiches Herrenstraße verschlechtert sich bei allen drei Lösungen. Auf der Zirkeltrasse besteht jedoch die Chance, weitere Kundenkreise neu oder besser zu erschließen, und zwar durch Haltestellen an den beiden nördlichsten Punkten des Zirkels Ecke Waldhornstr. und vor allem an der Kunsthalle. Ersteres würde die Erschließung der Universität verbessern. Die Haltestelle Kunsthalle ist wegen der benachbarten Gerichte interessant.
Auch dieser Punkt fällt zugunsten der Zirkellösung aus.
Die Tunnellösung ist hier natürlich unschlagbar, da sie bereits auf der Anfahrt zu diesen Punkten Zeitvorteile hat. Das gilt allerdings nur für die Stadtbahnlinien am Tage, da die innerstädtischen Bahnen und der Nachtbetrieb weiterhin in der Kaiserstr. bleiben und somit nicht beschleunigt werden.
Eine Umfahrung über die Kriegsstr. wäre mit 2 km länger. Auf dieser Strecke könnte aber schneller gefahren werden, so daß die zu erwartende Fahrzeit sich kaum ändern würde. Durch vermutlich häufiger notwendiges Umsteigen wäre für den Kunden evtl. eine höhere Reisezeit zu erwarten. Die Aufteilung der Linen wäre aber flexibler möglich.
Die Trasse über den Zirkel wäre 1400 m lang. Sie kann zwar schneller als die Kaiserstr., aber durch die beengteren Verhältnisse nicht so schnell wie die Kriegsstr. befahren werden so daß hier ebenfalls die gleichen Fahrzeiten zwischen Berliner Platz und Europaplatz wie bei heutiger Lösung und Kriegsstr. zu erwarten sind. Wenn man die Schloßplatzvariante außer Betracht läßt, fehlt dieser Lösung die Verbindung für die heutige Stadtbahnlinie S1/S11. Jedoch kann man auch hier die Linien flexibler verteilen als bei einem starren Tunnelkonzept, so daß bei einer stärkeren Umschichtung auch der innerstädtischen Linien diese Stadtbahnlinie in der Kaiserstr. verbleiben kann.
Zeitvorteile ergeben sich nur durch einen Tunnel. Alle anderen Lösungen sind in diesem Punkt mit dem heutigen Zustand vergleichbar. Je nach Linie und deren Führung ergeben sich längere oder kürzere Fahrzeiten, die sich im Mittel über alle Linien aufheben dürften.
Im Punkte der Entlastung der Fußgängerzone Kaiserstr. sind jedoch alle drei Lösungen gleichwertig, die Tunnellösung aber nur im Tagbetrieb. Eine Entlastung der an der Fußgängerzone angrenzenden Teilstücke der Kaiserstr. entfällt jedoch bei den Tunnelalternativen weitgehend. Bei einer Verknüpfung des Zirkels mit der Nordstadt und Knielingen-Nord über die Moltkestr. fahren aber in der westl. Kaiserstr. und der Kaiserallee weniger Linien.
Bedingt durch die oberirdische Führung ergeben sich die Nachteile der notwendigen Koexistenz mit dem Kfz-Verkehr, aber auch die Vorteile des signaltechnisch einfacheren Betriebes. Den Vorteil der vom übrigen Verkehr ungestörten Fahrt im Tunnel kann keine andere Variante schlagen.
Betriebswirtschaftlich stehen die Einsparungen bei Personal, Wagenmaterial und Energie wegen des Zeitvorteiles der Tunnellösungen den erhöhten Unterhaltskosten eines Tunnels gegenüber.